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Warum uns die kluge Ratte in den ostasiatischen Tierkreis steuert

Wissenswertes, Unerwartetes und Amüsantes zum Rattenjahr 2020
von Dr. Irene Wegner

Man kann es kaum schönreden: Ratten haben bei uns im Westen einen
überwiegend miserablen Ruf. Nicht nur, dass sie die Pest und andere
höchst bedrohliche Seuchen und Krankheiten verbreitet haben sollen,
durch ihr oft unterirdisches Nagen, heimliches Herumhuschen und
Wühlen assoziiert man sie nicht selten mit unheimlichen, gar teuflischen
Mächten. Schon Goethe nennt im „Faust“ Mephisto den Herrn der Ratten
und Mäuse. Andererseits muss man konstatieren, dass Heerscharen
von Ratten als Helfer der Naturwissenschaften, insbesondere in der
medizinischen Forschung, an vorderster Front stehen und ihre Leistungen
häufig mit dem Leben bezahlen. Dass diese Tiere es ermöglichen,
unseren menschlichen Körper besser zu verstehen, zeigen auch neuere
US-amerikanische Forschungen, bei denen Ratten lernten, selbständig
kleine Elektroautos zu fahren (und zur Futterquelle zu steuern). Man
konnte dabei messen, dass sie der Lernerfolg deutlich entspannte und
sie das Anti-Stress-Hormon Dehydroepiandrosteron in beträchtlichem
Maße ausschütteten.

Japanische Akita-Hund-Figur aus Pappmaschee, Sammlung Dr. H. Turban
In Ostasien hat man den besonderen Wert der Ratte schon sehr viel früher
erkannt. So machte man sie zur Führungsinstanz des zwölfteiligen
Kalenderzyklus, der im Jahr 2020 wieder neu beginnt. Man schätzt sie,
weil sie fleißig, geschickt, sensibel, intelligent, umsichtig, langlebig,
partnerorientiert, anpassungsfähig und fürsorglich ist. Selbst
Rattengeister sind, anders als die hinterhältig und bösartig
herumspukenden Füchse, von meist positiver Natur. Ratten schafften
es in menschlicher Gestalt sogar auf die Bühnen Chinas und Japans,
auch wenn sie sich dort bisweilen als ziemlich zwielichtige Charaktere
entpuppen. In der Volkskunst feiert man sie bis heute am Tag der
Rattenhochzeit, während die klassische Tuschemalerei immer wieder
die elegante Ratte thematisiert, die sich an köstlichen Weintrauben
gütlich tut und damit zugleich auf ihre unermessliche Zeugungskraft
verweist. Wen wundert es da noch, dass das getreue Begleittier des in
Japan hochverehrten Glücksgottes Daikoku ein solcher Nager ist?


Zeit:        Donnerstag, 13. Februar 2020, 19:00 Uhr
Ort:         Bibliothekssaal der Staatlichen Münzsammlung
               Residenzstraße 1, München
Eintritt:   Mitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft: frei,
               Nichtmitglieder: € 5,00




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